Feiertage sind schon immer eine Zeit der Familie, der Erwartungen und der Traditionen. In einer Patchwork Familie potenziert es sich meiner Erfahrung nach noch, schliesslich hat es mehr Schwiegereltern, Grosseltern, Eltern und Angehörige, die auch ungefragt ihre Meinung kundtun!
Mein erstes Ostern mit meiner bunten Familie ging noch gut. Ohne Mühe habe ich mich auf das Abenteuer eingelassen bei seiner Familie zu feiern. Grundsätzlich ein Traum: Alles ist vorbereitet, es ist Platz genug und alle waren mehr oder minder zufrieden. Ich musste mich um nichts kümmern. Auch war es mir nicht so wichtig, wie die Osterrituale aussahen. Ich hatte bis dahin noch kein eigenes Kind und kein Bedürfnis meine eigenen Rituale zu designen. Weihnachten ist und war dagegen schon immer eine ganz andere Baustelle ….
Aber irgendwie gibt es auch, wie bei der ersten Zeit des Verliebt Seins, in einer Patchwork Familie eine rosa Wolke der Rücksichtnahme und des selektiven Wahrnehmens von Unterschieden, Bedürfnissen und Erwartungen. Das ändert sich spätestens, wenn das eigene Kind dazu kommt und die eigenen Vorstellungen in den Vordergrund rücken, denn nun ist es ja meine Verantwortung das Leben meines Kindes zu gestalten, oder nicht!?
Welche Traditionen sollen gewahrt werden? Die der Grosseltern mit den älteren Rechten? Die der „ersten“ Kinder? Meine? Wie steht es mit der Chance etwas Eigenes zu gestalten, eine eigene Tradition zu gründen? Nimmt man den „ersten“ Kindern etwas weg oder zwingt man sie zu etwas und stiehlt ihnen ein sicheres und gewohntes Umfeld? Beraubt man die neue Familie der Freiheit aus Fehlern und Erfahrungen zu lernen und Dinge anders zu machen?
Ich glaube, wir sind durch jede dieser Überlegungen durch. Hin oder her: Es ist einfach komplex. Für Ostern haben wir jetzt eine gute Lösung: Wir fahren zur Schwägerin und führen das Ritual der Familie meines Mannes weiter. Ignoriert wird die Ostern-verneinende Welt der Exfrau und – zum Erstaunen eben dieser – haben die Mädchen tatsächlich ihren Plausch daran, den Spuren des imaginären Osterhasens zu folgen, der ihnen doch immer wieder auf erstaunliche Weise entwischt! (Wer hätte es gedacht 🙂