Und da bin ich: Mitten in einer Patchwork Familie als Ehefrau, Mama eines eigenen Sohnes und Stiefmutter (nein, ich habe keinen seltsamen Spiegel) von drei pubertierenden Töchtern.
Doch wie bin ich da hineingeraten? Durch Zufall und naja, die Liebe.
Habe ich auch nur ansatzweise gewusst, auf was ich mich einlasse? Nein!
Würde ich ein anderes Leben wollen? Definitiv nein!
Es ist wunderbar einen Partner zu haben. Ich liebe meinen Sohn und die Stieftöchter sind mir ans Herz gewachsen. Es ist toll nur mit meinem Mann unterwegs zu sein. Zu dritt sind es herrliche Kleinfamilien Zeiten. Und alle zusammen? Ein quirliges Zusammensein mit einem Hauch von Grossfamilie.
Doch die Herausforderungen sind mannigfaltig. Die haareraufenden Momente nicht selten. Der Wunsch wenigstens einen klitzekleinen Augenblick mal nur für mich zu sein. Definitiv vorhanden!
Aber gerade darum stellt sich die Frage: Warum soll man einen Mann oder eine Frau mit Kindern und Vergangenheit treffen? Warum nicht den vermeintlich einfachen Weg gehen?
Es gab eine Zeit, in der ich einfach nur verheiratet war. Ich hatte keine Kinder, habe gut verdient und konnte meinen Tag, neben der Arbeit, gestalten wie ich wollte. Und irgendwann bekamen die Freunde um uns herum Kinder. Das Leben änderte sich!
Selten kamen sie pünktlich zu einer Einladung zu uns nach Hause. Gemütliche Essen, insbesondere Abendessen in einem Restaurant, gehörten der Vergangenheit an. Waren sie einmal da, wirkten sie irgendwie unaufmerksam. (Naja, wie sollte es auch anders sein, wenn man Kleinkinder in eine Wohnung bringt, die nicht auf Kinder ausgerichtet ist?) Ein Gespräch am Stück zu Erwachsenen Themen. Nahezu unmöglich!
Und was habe ich gedacht: Wie schwierig kann es denn sein ein Kind pünktlich anzuziehen? Hätten sie nicht einen Babysitter engagieren können? Ein bisschen Erziehung wäre auch nicht schlecht gewesen, die Kinder hören ja überhaupt nicht! Und der Clou der Gedanken: Ich würde das alles anders und besser machen!
Was denke ich heute? Respekt vor jeder Mutter und jedem Vater, die sich immer wieder auf das Wagnis eines Besuches bei Freunden ohne Kinder einlassen. Stille Bewunderung für die Geduld, die sie jeden Tag immer wieder aufbringen, um aus ihren Kindern wunderbare Menschen zu machen. Und ein Gönnen von Herzen, wenn sich die Arme um die Mama/Papa schlingen, in vollständigem Vertrauen, dass hier der sicherste Ort der Welt ist. Es geht nichts über dieses tiefe ureigene Gefühl. Auch wenn man mitten im Supermarkt auf dem Boden sitzt und gerade erst einen Tobsucht Anfall des eigenen Kindes überstanden hat und alle Blicke, Kopfschütteln und Ratschläge ignoriert, sondern einfach eine kleine sichere Insel ist. Verständnis für die Erschöpfung, das fehlende Make-Up, die Krümel unter den Füssen und die Dankbarkeit für kleine Aufmerksamkeiten wie: „Komm, ich les deinen Kindern mal was vor, ruh dich kurz aus“, oder „Bleib sitzen, ich hole mir mal ein Glas, soll ich dir was mitbringen?“
Als ich meinen zweiten Mann heiratete (inklusive Rucksack), wurde eine wunderbare Rede gehalten. Es ging darum, dass weder mein Mann noch ich „neu“ sind, sondern „gebraucht“. Doch das die Vorteile einer gebrauchten Variante der eines Neukaufs weithin überlegen sind. So sind die persönlichen Prioritäten bekannt, die Konfrontation mit der Realität bereits in vielen Varianten durchlebt, die Erkenntnis, was wirklich ein glückliches Leben ausmacht, gewonnen und vor allem die Klarheit, was wichtig ist und was nicht.
Und bis heute habe ich keinen Zweifel an der Wahrheit dieser Rede. Einen Single mit Kind zu treffen und sich auf eine Beziehung einzulassen, braucht Mut, denn es ist nicht der vermeintlich einfachste Weg, Offenheit, denn es gibt viele Erfahrungen und Gedanken die einen begleiten und Entdeckergeist für eine neue Welt, die voller bunter Facetten ist.